Mir wäre das ja viel zu kompliziert, mich vegan zu ernähren. Ständig muss man darauf achten, dass man auch ja alle wichtige Nährstoffe zu sich nimmt und permanent irgendwelche Tabletten schlucken, um die fehlenden Vitamine auszugleichen.

Solche oder ähnliche Aussagen höre ich tatsächlich relativ häufig. Auch, dass vegane Ernährung ja nicht gesund sein könne und vollkommen unnatürlich sei, weil man ständig irgendwelche Präparate schlucken müsse.
Die meisten Menschen mutieren schlagartig zum vermeintlichen Ernährungswissenschaftler, sobald man mitteilt, dass man auf tierische Produkte verzichtet und sich rein pflanzlich ernährt. Da muss ja einfach irgendwas fehlen! Keine Sorge, ich nehme niemandem diese Skepsis übel. Im Gegenteil. Bevor ich vegan war, habe ich mich ehrlich gesagt überhaupt nicht für die Inhaltsstoffe meines Essens interessiert. Und noch weniger habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich wohl auch alle notwendigen Nährstoffe zu mir nehme. Wie die meisten hatte ich einfach keine Ahnung und ging davon aus, das würde schon irgendwie passen, solange ich nicht jeden Tag nur Fast Food und Fertiggerichte esse. Als ich mich dazu entschied, meine Ernährung umzustellen, plagten mich also ganz natürlich Zweifel. Geht das überhaupt, eine rein pflanzliche Ernährung? Welche Nährstoffe fehlen mir dann? Und wie nehme ich diese trotzdem zu mir? Rückwirkend betrachtet waren diese Überlegungen einfach absurd und schlichtweg durch unsere Erziehung, Kultur und die Werbung begründet. Gemüse gilt gemeinhin einfach "nur" Beilage. „Iss’ dein Fleisch, damit du groß und stark wirst!“ „Du brauchst das Kalzium in der Milch für gesunde Knochen!“ „Eier enthalten wichtige Proteine.“ Heute weiß ich, dass all das Blödsinn ist und in tierischen Produkten neben Kalzium oder Proteinen, über welches Pflanzen übrigens in höherem Maß verfügen als die meisten tierischen Produkte, auch viele krankmachende Stoffe enthalten sind. Diese Krankheitserreger oder teilweise sogar krebserregende Stoffe enthält pflanzliche Nahrung nicht. Man kann sich also vollkommen unproblematisch rein pflanzlich ernähren. Jeden Tag nur vegane Fertiggerichte zu konsumieren ist damit natürlich nicht gemeint. Denn diese enthalten neben viel Salz und Zucker natürlich auch diverse Zusatzstoffe. Auch hier gilt es, sich ausgewogen zu ernähren, das bedeutet darauf zu achten, dass man Hülsenfrüchte, Obst oder Gemüse mit verschiedenen Nährstoffen in seinen Speiseplan integriert.
Das einzige, was man tatsächlich nicht über pflanzliche Nahrung aufnehmen kann, ist Vitamin B12. Aber, und das wird jetzt viele Fleischesser überraschen, es steckt auch nicht per se in dem Fleisch drin, dass ihr konsumiert.
Was ist eigentlich B12?
B12 ist kein Vitamin, das pflanzliche oder tierische Zellen selbst produzieren können. Für die Entstehung von B12 sind winzig kleine Bakterien verantwortlich. Genau genommen, entsteht es durch die Ausscheidungen von Bakterien. Vor vielen Jahrzehnten, bevor unsere Agrar-Wirtschaft auf die heutigen Dimensionen ausgebaut war, war es tatsächlich noch möglich das B12 über das Obst und Gemüse aufzunehmen. Die Erdnähe und das damals weniger sterile Umfeld, machten es den Bakterien möglich, sind an den Pflanzen anzusiedeln. Heutzutage in Gewächshäusern oder aufgrund des Einsatz von diversen Pestiziden ist das nicht mehr möglich.

Aber Fleisch enthält doch B12…?
Das Fleisch, das wir im Supermarkt oder beim Fleischer kaufen enthält tatsächlich B12. Aber wie kommt das da rein, wenn es doch nicht selbst von den tierischen Zellen produziert wird?
Wiederkäuer, also Rinder oder Schafe, verfügen über den sogenannten Vormagen oder auch Pansen genannt. In diesem Vormagen tummeln sich diverse Einzeller, die grundsätzlich in der Lage sind B12 zu produzieren. Dazu müssen sie aber über eine ausreichende Zufuhr des Spurenelements Kobalt verfügen. Forscher sind sich darüber einig, dass dies bei der üblichen Ernährung der heutigen Nutztiere nicht gewährleistet ist.¹ Vielen Kühen wird daher künstlich Kobalt zugeführt oder - und das ist der weitaus üblichere Weg - den Kühen wird direkt B12 zur Nahrung beigemischt.
Das B12 findet also seinen Weg über die Nahrung der Kuh, in die Kuh, in das Fleisch im Supermarkt und dann in eure Mägen. Also ich finde, das klingt nicht gerade natürlich. Da ist es doch wohl sinnvoller, lieber direkt hin und wieder zu B12 in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu greifen.
Übrigens, in diversen veganen Produkten, wie z.B. pflanzlicher Milch oder Käse, wird das B12 schon bei der Produktion zugesetzt. Je nachdem wie viel man hierüber aufnimmt, kann es daher schon ausreichend sein und macht eine Supplementierung überflüssig. Die empfohlene tägliche B12-Tagesdosis bei Erwachsenen liegt bei 4-5,5µg.² Also achtet einfach mal auf die Nährwertangaben, die ihr bei jedem Produkt unter oder neben den Zutaten findet. Sofern keine Vorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder des Darmsystems wie Morbus Crohn bestehen, ist es bei einer ausgewogenen und bewussten veganen Ernährung jedenfalls quasi unmöglich tatsächlich mal an einem B12-Mangel zu leiden.
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